Die Krankenhausreform

Am 15.5.2024 wurde das Krankenhausversorgungs-verbesserungsgestz (KHVVG) als Entwurf vom Bundeskabinett verabschiedet.
Das KHVVG  ist das zentrale von mehreren Gesetzen, die die Krankenhauslandschaft in den nächsten Jahren einschneidend verändern wird.
Mit der Krankenhausreform werden drei zentrale Ziele verfolgt:

  1. die Sicherung und Steigerung der Behandlungsqualität
  2. die Gewährleistung einer flächendeckenden medizinischen Versorgung für Patientinnen und Patienten
  3. eine Entbürokratisierung.

Die Krankenhausreform war im Dezember 2021 durch eine Expertenkommission angekündigt und versprach einschneidende Veränderungen in der stationären Versorgung in Deutschland.

So sollte schon in diesem ersten Entwurf die Krankenhauslandschaft neu geordnet werden, medizinische Qualität vor Ökonomie gestellt werden und v.a. Bürokratie abgebaut werden.

Dazu sollten Krankenhäuser in drei Gruppen (Level) aufgeteilt werden:

Außerdem sollte eine Abkehr von den Fallpauschalen eingeleitet werden und Vorhaltepauschalen eingeführt werden.

Das Eckpunkte-Papier vom 10.7.23

Doch nach massiven Auseinandersetzungen des Bundes mit den Ländern, den Kommunen, den Interessen- und Lobbygruppen wurde ein wesentlicher Teil dieser, vom Gesundheitsminister, Karl Lauterbach, als Revolution bezeichneten Veränderung zurückgenommen:

Statt den drei Leveln sollen jetzt Leistungsgruppen für jedes Krankheitsbild mit Qualitätskriterien definiert werden.

In einem aufwendigen Prozess soll in den nächsten Jahren geklärt werden, welches Krankenhaus welche Leistungen anbieten darf.

Wir stehen also vor einem neuen Bürokratie-Monster.

Auf das InEK, das Medizincontrolling der Kliniken und den Medizinischen Dienst kommen erhebliche, neue Aufgaben zu.

Bis zur vollständigen Implementierung ist eine mehrjährige „Konvergenzphase“ vorgesehen

Die Vorhaltefinanzierung soll durch Absenkung der bisherigen Fallpauschalen (aDRG = DRGs ohne Personalpflegekosten) entstehen.

Übrig geblieben im Eckpunktepapier von Bund und Ländern ist die Forderung nach Leistungssgruppen und Qualitätskriterien.

Die Qualitätskriterien sollen vom Bund und den Länder gemeinsam erarbeitet werden.

Level Ii-Krankenhäuser (i 0 integriert) sollen durch die Umwandlung bisheriger Krankenhäuser entstehen“, können sich aber auch aus ambulanten Versorgungsmodellen entwickeln.“ (Eckpunktepapier, S. 11).
Sie sollen Standorte für sektorenübergreifende Versorgung werden (zwischen stationärer und ambulanter Versorgung).

Das Pflegebudget bleibt unberührt. Psychiatrische und Psychosomatische Abteilungen sind nicht betroffen.

Auswirkungen der  beschlossenen Eckpunkte

Die geplante Krankenhausreform soll nicht nur die Vergütung der Krankenhäuser grundlegend ändern.

Sie hat auch massive Auswirkungen auf die Strukturen, das Leistungsangebot und die voraussichtlich auch auf die Anzahl der verbleibenden Kliniken.

https://bit.ly/43P6GoG

Die einschneidensten Veränderungen betreffen v.a. kleinere Krankenhäuser in ländlichen Regionen.

Dies müssen um ihre Existenz fürchten und sind gezwungen sich neu aufzustellen.

Schon jetzt beginnen Kliniken sich an die zukünftigen Veränderungen anzupassen.

So schließen einzelne Klinikbetreiber einzelne Standorte, andere verändern ihr Leistungsangebot.

Einige Privatkliniken fahren einen noch strengeren Sparkurs und trennen sich von Abteilungen und Mitarbeiterinnen.

Schon jetzt wird von vielen Kliniken, den Ländern, den Selbstverwaltungspartnern und Lobbygruppen kritisiert, dass die Kommunikation auf allen ebenen zu kurz kommt.
Auch viele Klinken lassen die notwendige Kommunikation mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vermissen.
Diese beklagen, über die anstehenden Veränderungen nicht ausreichend informiert zu werden

Die Rolle vom Business Coaching für Führungskräfte und der Unterstützung beim Changemanagement

Hier ist Coaching von Krankenhaus Experten gefragt.

Coaching kann den Changeprozess begleiten und helfen:

  • die interdisziplinäre Kommunikation in Kliniken zu verbessern,
  • die Mitarbeiter in Veränderungsprozesse einzubinden.

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Der folgende Blog Beitrag ist  ein Ausschnitt aus dem Artikel im Coaching Magazin 2, 2022 zum Coaching in Kliniken (und Verwaltungen).

Von Dr. Claus Krüger, Dr. ThomasHegemann, Carmen Held, Dr. Christof Schneck, Anke Ulmer & Dr. Joey Ovey (imAuftrag des Fachausschusses Coaching in öffentlichen und sozialen Unternehmen,DBVC) 

Artikel-Coaching-Magazin-2022-2-DBVC-Fachausschuss

Notwendigkeit von Coaching im Gesundheitswesen

Das Gesundheitssystem in Deutschland wird vielfach als leistungsstark, sicher und bewährt beschrieben (BMG, 2020), obwohl seit Jahren Unter-, Über- und Fehlversorgung und zahlreiche strukturelle Probleme offensichtlich werden.

Je nach Interessenlage der Stakeholder gibt es Kritik am Gesundheitswesen, z.B. an den Sektorengrenzen zwischen stationärer und ambulanter Versorgung, der ambulanten Unterversorgung in ländlichen Bereichen, der Trennung der Kostenträger in gesetzliche und private Krankenkassen, der fehlenden Steuerung und Organisation der Notfallversorgung usw.
Zudem wird seit Jahren bemängelt, dass ökonomische Aspekte zunehmend die medizinischen Notwendigkeiten auf Kosten der Patientenversorgung dominieren (AWMF, 2015).
Durch die COVID-19-Pandemie sind die Probleme noch sichtbarer geworden. Dies betrifft im Besonderen die mangelnde Ausstattung der öffentlichen Gesundheitsfürsorge, die fehlende Digitalisierung in allen Bereichen und den zunehmendenPersonalmangel vor allem im Pflegebereich.

Coaching in Kliniken

 Hier sollen die sich daraus ergebenden Herausforderungen am Beispiel von Kliniken beschrieben werden, da dort ein Großteil (2,1 Mio. von 5,6 Mio.) aller Beschäftigten im Gesundheitswesen tätig sind (BMG, 2020) und sie zu den komplexesten Dienstleistungsbetrieben unserer Gesellschaft gehören (Prammer, 2013).
Kenntnisse von deren Organisation und Unternehmenskultur sind wichtige Voraussetzungen, damit Business-Coaching im Gesundheitswesen wirksam werden kann. Relevante Unterscheidungsmerkmale zu anderen Unternehmen und Organisationen:

  • Medizinische und pflegerische Betreuung ist 24/7 zu leisten.
  • Von den Beschäftigten wird eine hohe Flexibilität erwartet. Vor allem in der Akutversorgung, die mit dem ständigen Auftreten unvorhergesehener, medizinischer Ausnahmesituationen konfrontiert ist. (Prammer, 2013)
  • Aus historischen Gründen ist die Arbeit in Krankenhäusern nach Abteilungen spezialisiert und streng hierarchisch organisiert. Dies erfordert das Vorhalten von Fachexpertise, die von anderen Abteilungen nicht genutzt werden kann.
  • Die hierarchischen Prozesse in den unterschiedlichen Berufsgruppen sind strikt getrennt, obwohl die Praxis eine multiprofessionelle Teamarbeit erfordert.

Diese Organisationsprozesse lösen Spannungen und Interessenskonflikte aus und verursachen dadurch zahlreiche Störungen in den Arbeitsabläufen. Statusfragen und durch unterschiedliche Interessengruppen geregelte Honorierungs- und Verantwortungssysteme erhöhen die Komplexität zusätzlich. Gleichzeitig bedingen immer schneller wechselnde Rahmenbedingungen der Politik eine ständige Anpassung des Leistungsgeschehens. Beispiele hierfür sind die Veränderungen der leistungsbezogenen Entgelte, die gesetzlichen Vorgaben zurDokumentation, das Qualitäts-Management und die gesetzlich vorgegebenen Personalmindestmengen bei chronischem Personalmangel.

Das erfordert Führungskräfte, die eine Absprache- und Planungsstruktur aufbauen sowie eine effiziente Kommunikationsstruktur und -kultur etablieren. In der Realität kann die Mehrzahl der Kliniken dies nicht vorweisen. Laut Grossmann und Greulich (2013, S. 97) gilt fürKrankenhäuser wie für alle anderen Organisationen: „Organisationsgestaltung und Management von Veränderungen werden immer mehr zu einer Schlüsselkompetenz für die Führungskräfte, aber auch für viele Mitarbeiter der Krankenhäuser.“

Fallbeispiel

Von der Personalabteilung eines großen kommunalen Krankenhauses wird ein Einzel-Coaching für einen Chefarzt angefragt. Während der telefonischen Auftragsklärung heißt es, in der Abteilung gäbe es einen ständigen Wechsel der Mitarbeitenden, Konflikte zwischen den Berufsgruppen und andere organisatorische Mängel.
Es wird von Klagen über den Führungsstil und über die mangelnde Kommunikation berichtet. In denVorgesprächen werden Kommunikationsprobleme zwischen der Personalabteilung, der Geschäftsführung und der Fachabteilung deutlich, ausgelöst durch geplante organisatorische Veränderungen, die von der Geschäftsführung nicht gut kommuniziert wurden und in der Abteilung für Befürchtungen und Unruhe sorgen.

Das Beispiel zeigt: Einzel-Coaching nur für die Führungskräfte greift oft zu kurz. Es wird wirksam, wenn die Organisation als gesamtes System verstanden und mit ins Coaching einbezogen wird. Gelingt es, das Unternehmen als Ganzes zu sehen und dessen Prozesse undStrukturen als Einheit zu betrachten und einzuschätzen, kann individuelles Lernen mit Organisationslernen und Organisationsentwicklung verknüpft werden. Dann wird aus Führungskräfteentwicklung Führungsentwicklung.

Die Erfahrung sowohl der im DBVC-Dialogcamp vertretenen Coaches als auch der Personalverantwortlichen aus dem Gesundheitswesen bestätigt: Ein Coach ist bei Störungen in diesen Organisationen dann wirksam, wenn dieser vertraut ist mit Trä- gerschaften, Organisationsformen sowie Kommunikations- und Führungskulturen. Dies sollte ergänzt werden durch fundiertes Wissen zuden aktuellen gesundheitspoliti- schen Prozessen und Planungen sowie mit einem persönlichen Gespür für die teils hin- tergründigenKonflikte, die gerade in hie- rarchischen Systemen meist zeitverzögert sichtbar werden.

Große Sorgfalt ist während der Auftragsklärung geboten. Das differenzierte Aushandeln des Coaching-Auftrages zwischen Auftraggeber und Klient zeigt sich in der Praxis als essenzielles Instrument, mit dem der Coach zwei seiner wesentlichen Rollenaspekte sicherstellt: Unabhängigkeit und Neutralität.

Zum ganzen Artikel zu Coaching in öffentlichen und sozialen Unternehmen:

Artikel-Coaching-Magazin-2022-2-DBVC-Fachausschuss

Agiles Coaching im Gesundheitswesen ?

Die Digitalisierung erreicht die Medizin und das Gesundheitswesen.
Das E-Health-Gesetz gab 2015 den gesetzlichen Rahmen vor. Inzwischen steht die Digitalisierung auch auf der Agenda von Krankenhäusern und Arztpraxen (ÄKBV, 22,2018).
Health-Apps,  Telemedizin oder eine digital vernetzte Gesundheitsversorgung beschäftigen die Experten, die Medien und die Öffentlichkeit.
Anfang 2019 wird eine neue Telematik-Infrastruktur die Praxen vernetzen. Bis heute wird  unter Experten kontrovers über die elektronische Gesundheitskarte und eine digitale Gesundheitsakte diskutiert.

Doch die Diskussionen gehen noch weiter: in den Medien wird über Pflege-Roboter und Chatbots (digitale Assistenten) diskutiert.

Agiles Projektmanagement

Diese Diskussionen haben andere Branchen schon hinter sich:
In der IT-Branche wurden Organisationen, Projekt- und Chancemanagement ganz neu aufgesetzt. Es wurden neue Prinzipen und neue Führungsstrategien entwickelt:

Die zwölf Prinzipien des agilen Manifests haben 2011, ein agiles Projektmanagement und das Scrum Modell haben neue Standards gesetzt.
Das agile Manifest steht für folgende Werte (2):

  • Individuen und Interaktionen (mehr als Prozesse und Werkzeuge)
  • Funktionierende Software (mehr als umfassende Dokumentation)
  • Zusammenarbeit mit den Kunden (mehr als Vertragsverhandlungen)
  • Reagieren auf Veränderungen (mehr als das Befolgen eines Plans)

In diesem Umfeld haben sich auch die Therapien und das Coaching verändert.

Online-Therapien

In allen Medien und unter Experten wird über Chancen und Grenzen von Online-Therapien diskutiert. Das beschäftigt inzwischen auch die psychotherapeutischen Fachgesellschaften (Ärztliche Psychotherapie, 13, 2018).
Auch mein Psychosomatik-Blog hat sich mehrfach mit Online-Therapien beschäftigt.

Und auch das Coaching verändert sich.
Agiles Coaching heisst das Zauberwort (s.u.). Was ist das eigentlich ?

Agiles Coaching

Für neue Organisationsformen, schnelle Prozesse und komplexe Zusammenhänge reicht ein klassisches oder systemisches Coaching nicht mehr aus.

Neue, flexiblere Coachingformen sind notwendig.

Das Agile Coaching nimmt diese Herausforderungen an. Es zeichnet sich durch folgende Charakteristika aus (1):

  • Lernende Organisation mit Kunden im Fokus
  • Agile Coaches sind emphatisch, distanziert zur Sache und „dissoziiert“ zum System
  • Coaching Hilfe zur Selbsthilfe
  • der/die Coach ist Partner auf Augenhöhe, nicht Berater
  • Agile Coaches achten auf Unbewusstes und unbewusste Handlungen
  • Agile Coaches arbeiten mit Übertragung und Gegenübertragung („Dreiklang“)
  • Agile Coaches unterstützen neue Führungsstile
  • Coaching für interdisziplinäre Zusammenarbeit
  • Coaching ist keine Therapie
  • eine neue (alte ) Rolle des Coaches
  • ein Wissen über „Projektionen“
  • ……

Das erinnert in vielen Aspekten an die Kernelemente des psychodynamischen Coaching (3) Siehe dazu auch den Beitragin diesem Blog.
Jetzt werden sich psychodynamische Coaches und Ausbildungsinstitute mit den neuen Chancen und den Grenzen der agilen Coaching befassen müssen.

Davon werden beide Richtungen profitieren.

Organisationen im Gesundheitswesen

IT-Unternehmen und die neuen Tools (agiles Projektmanagement, Scrum) machen es vor:
Um in einer immer schneller agierenden Gesellschaft und neuen, digitalen  Herausforderungen agieren zu können, sind flexiblere Organisationen, eine neue interdisziplinäre Zusammenarbeit und ein neues Führungsverständnis notwendig.

Doch ist das deutsche Gesundheitswesen, ist ein sehr streng regulierter Markt mit hierarchisch organisierten Organisationen in der Selbstverwaltung und in den Kliniken eigentlich in der Lage, sich den neuen Herausforderungen zu stellen?
Bis heute dominiert in vielen Kliniken noch Konkurrenz der Abteilungen untereinander, Kämpfe um Betten, Erlöse und Macht und alles unter einem autoritären Führungsstil, der zunehmend anachronistisch wirkt.

Jetzt wird deutlich, dass es bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen nicht nur um digitale Anwendungen, um Health-Apps,  Telemedizin oder eine digital vernetzte Gesundheitsversorgung geht.
Es geht um neue Organisationsformen für interdisziplinäre und sektorenübergreifende Versorgung, für neue Prozesse und neue Formen der Zusammenarbeit.

Und wenn wir es genau betrachten, geht es auch bei dem Pflegekräfte-Mangel nicht in erster Linie um Bezahlung und Menschen, die in Krankenhäusern und Pflegeheimen arbeiten, sondern darum, den Beruf durch neue Organisationsformen und neue interdisziplinäre Zusammenarbeit attraktiver zu machen.

Zusammenfassung

Die Digitalisierung erreicht die Medizin: Gesundheit wird digital.
Doch die neuen Organisationsformen, agiles Projektmanagement, Scrum als neues innovatives Rahmenwerk und neue „Kernelemente guter Teamarbeit“ wirken im Gesundheitsmarkt und im Gesundheitswesen wie Fremdwörter.
Organisationen und Führungsstile müssen sich ändern, damit auch im Gesundheitswesen neue, agile Formen der Zusammenarbeit greifen.
Dabei kann agiles Coaching helfen.

Literatur:

  1. Andresen, J.: Agiles Coachning, 2018
  2. Foegen, M. et al.: Ultimative Scrum Guide, 2017
  3. Grimmer, B. et. al.: Coaching und Psychotherapie, 2009
  4. Laloux, Frederic,: Reinventing Organisations, 2015
  5. Nida-Rümelin, J. et al.: Digitaler Humanismus, 2018

Warum Psychodynamisches Coaching?

Das Wissen über Organisationen, Organisationsentwicklung, Change-Management und Führung ist in den letzten Jahrzehnten exponentiell gewachsen. Bei der größten Suchmaschine finden sich allein im deutschsprachigen Raum 2,6 Milliarden Einträge zu „Management“ und 38 Millionen Einträge zu „Führung.“

Wie kann es sein, dass trotzdem so viele Management-Fehler entstehen, so viele Organisationen bei Veränderungsprozessen scheitern und viele Unternehmen ein erschreckendes Krisen-Management veranstalten ?

Es scheint ähnlich wie bei der Ernährung und beim Gesundheitsverhalten:
Menschen wissen heute mehr den je über gesunde Ernährung, halten sich aber immer weniger daran – BMEL-Ernährungsreport 2018 (Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft).
Der DKV-Report 2018 belegt ausserdem, dass sich nur 9 % von 2885 Befragten in den fünf Bereichen: körperliche Aktivität, Ernährung, Rauchen, Alkohol, Umgang mit Stress) gesund leben (Lit ). daran halten.

Woran kann es liegen, dass es fast ebenso viele Ratgeber, Berater, Coaches gibt, die alle Lösungsvorschläge anbieten, und trotzdem so viel schief läuft ?

Bei der Suche nach den Ursachen stossen wir immer wieder auf irrationale (unvernünftige) Faktoren:

Immer wieder hören und lesen wir von:

  • erfolgreichen Chefs, die bei der Übergabe der Firma an ihre Nachfolger scheitern,
  • da hören wir davon, dass Veränderungen nicht durchgesetzt werden können, weil sich Mitarbeiter wehren,
  • da ist der Krankenstand in einigen Firmen  oder Berufsgruppen überdurchschnittlich hoch.
  • da tragen Mitarbeiter ihre privaten Probleme in die Firmen
  • das benutzen Firmenchefs das Unternehmen mehr für ihr Ego, als für die Unternehmensziele

Diese Aufzählung liesse sich mühelos fortsetzen.

Doch wie kommt das Unvernünftige, wie kommt das Private in die Unternehmen ?

Um das zu verstehen, muss man etwas über Motivationen, Widerstände, über das Funktionieren von Organisationen und Gruppen verstehen.

Hier hilft Wissen über die Psychodynamik bei Einzelnen, in Gruppen und in Organisationen.

Ein kurzer Exkurs: Die Psychodynamik beschreibt die Dynamik (Bewegungen) der Psyche, wie es eine Dynamik in der Mechanik und Technik gibt.

Die Ursprünge hat diese Erkenntnisse aus der Psychoanalyse, die sich seit der Zeit Freuds rasant weiterentwickelt hat (Lit) .

Inzwischen gibt es umfangreiches Expertenwissen über die Psychodynamik des Einzelnen, über das Funktionieren und die Dynamik in Gruppen und Organisationen.

Daraus lassen sich Erkenntnisse darüber gewinnen, warum sich Menschen einzeln, in Arbeitsgruppen und in Organisationen unvernünftig verhalten und dabei über ihre Motive oft nur unzureichend Bescheid wissen.
Auch das Funktionieren ganzer Organisationseinheiten ist oft irrational und den Beteiligten trotzdem verborgen.

Das Unbewußte in Organisationen

Denn viele Prozesse, die unser Handeln beeinflussen, sind unbewußt. Nichts desto weniger sind sie sehr stark und mächtig.
Um das verständlicher zu machen, kann man sich auch der Transaktionsanalyse bedienen, die von inneren Antreibern spricht.
Denn bei der Arbeit in Firmen sind diese Begriffe oft sehr hilfreich, da sie unmittelbar einleuchten (siehe dazu auch den Beitrag zur Transaktionsanalyse im Coaching auf dieser Website).
Wenn es also jemand z.B. allen recht machen will, immer perfekt sein muss und seine Arbeit nie gut genug ist, nützt er wahrscheinlich kurzfristig dem Unternehmen.
Er (oder Sie) ist aber extrem Burnout gefährdet, was mittel- und langfristig zu langen Krankheitsausfällen führen kann.

Wir – als Psychoanalytiker – gehen also davon aus, dass unbewußte Faktoren bei der Führung und im Unternehmen eine wichtige, manchmal entscheidende Rolle spielen.
Diese unbewußten Faktoren können die notwendigen Prozesse in Unternehmen behindern oder unmöglich machen.
Und so können möglicherweise bei den o.g. Problemen folgende Konflikte zugrunde liegen:

  • ein Chef kann bei der Übergabe der Firma ein Konkurrenzproblem haben oder sich gegen den eigenen Ruhestand wehren,
  • So können Mitarbeiter bei Veränderungsprozesse befürchten, erkämpfte Privilegien zu verlieren,
  • Mobbing, Führungsschwächen oder mangelnde Organisation können den Krankenstand in Firmen  in die Höhe treiben.
  • Mitarbeiter, die möglicherweise private Probleme mit Angehörigen nicht lösen können, tragen diese möglicherweise in das Unternehmen (oder übertragen Konflikte auf Kollegen oder Vorgesetzte)
  • Firmenchefs, die eine narzisstische Persönlichkeitsstörung haben, können Mitarbeiter darunter immer wieder leiden lassen.

Das ist nur eine Auswahl, die verdeutlichen soll, dass bei all diesen, z.T,. unbewußten Konflikten psychodynamische Coaches hilfreich sein können.

Sie können betroffenen Einzelnen oder Unternehmen helfen, die unbewußten Widerstände zu identifizieren, die ein rationales Verhalten bisher unmöglich gemacht haben und gemeinsam Lösungen erarbeiten (Doppler, et al, 2002)*

 

*Lohmer,M.: Psychodynamische Organisationsberatung, Klett-Cotta, 2000
*Grimmer, B.: Coaching und Psychotherapie, VFS, 2009
*Doppler, K,: Unternehmenswandel gegen Widerstände, Campus, 2002

Chefarzt a.D. coacht Ärzte

Wir Ärzte sind Spezialisten und Experten für individuelle Patienten* und Erkrankungen.
Im Studium, in der Weiterbildung zum Facharzt, in Klinik und Praxis erwerben wir detailliertes Wissen über Anatomie, Pathologie, Pathophysiologie, Krankheitsbilder und Therapiemethoden.

Was wir aber zu wenig lernen ist das Wissen über Organisationsentwicklung, Finanzierung von Krankenhausleistungen und ambulanten Behandlungen, Ökonomie, Personalführung und Personalentwicklung, über Change Management und über die unterschiedlichen Führungsstile.

Wenn wir dann in Führungspositionen kommen oder die eigene Praxis eröffnen, sind wir genau diesen Fragen ausgesetzt.

Jetzt machen uns Betriebswirtschaftler, Berater, Krankenkassen, der MDK und die KV das Leben schwer und Geschäftsführer bestimmen und begrenzen unsere Möglichkeiten, unser medizinisches Wissen so umzusetzen, wie  es für de individuellen Patienten notwendig ist, und stellen das medizinische Sinnvolle oder Notwendige unter ein ökonomisches Primat.

Spagat zwischen Qualität und Wirtschaftlichkeit

Das führt  immer wieder zu einem Spagat zwischen der medizinischen Qualität, (die nur wir Ärzte einschätzen können) und der Wirtschaftlichkeit, die uns von den Geschäftsführungen vorgegeben wird.
Diese unterschiedlichen Perspektiven führen im besten Fall zu positiven Kompromissen, in schwierigen Fällen zu Konflikten und leider auch immer wieder zu schwierigen Auseinandersetzungen.

Das helfen Coaching und Beratung. Und besonders hilfreich ist es, wenn der Coach als Arzt und Chefarzt a.D diese Probleme, Konflikte und Fragestellung aus eigener Erfahrung kennt.