Krisen-PR

Krisen sind Psychologie pur*

In immer kürzeren Abständen beherrschen Krisen die Medien und die öffentliche Wahrnehmung (Lit.). Deshalb wird professionelles Krisen-Management für Unternehmen, Politik und Öffentlichkeit immer wichtiger.

Das Institut für Krisenforschung der Universität bezeichnet als Krisen alle internen oder externen Ereignisse, durch die akute Gefahren für Lebewesen, für die Umwelt, für Vermögenswerte oder für die Reputation eines Unternehmens bzw. einer Institution drohen.
Ich halte es für notwendig diese Aufzählung um politische und gesellschaftliche Krisen, die unseren Rechtsstaat und unsere Demokratie beruhen, zu erweitern.

Nach dieser Definition erfassen die Begriffe  „Krisenkommunikation, Krisen-Management und Krisen-PR“ alle Maßnahmen, die zur kommunikativen Vermeidung, Früherkennung, Bewältigung und Nachbearbeitung von Krisen ergriffen werden.

Dazu gab es in den letzten Jahren zahlreiche erschreckende, schlechte, aber auch gute Beispiele:

Unternehmenskrisen

Der Diesel-Skandal ist sicher ein Beispiel für ein katastrophales Krisen-Management der Auto-Industrie.
Der Umgang der Lufthansa mit der SARS-Krise 2003 und mit dem erweiterten Suizid des Co-Piloten des Germanwings-Flug 9525 im Jahre 2015 zeigen hingegen, wie eine Luftfahrtgesellschaft durch eine professionelle Compliance-Krisenkommunikation Schaden  für Image und Reputation klein halten kann.

Umwelt-Krisen

Zahlreiche Lebensmittel-Skandale: Dioxin (1999), BSE Skandal (2000), Skandale um „Hammelfleisch“ (seit 2005) zeigen öffentliche Krisen, auf die sich die Medien stürzten.
Die Reaktionen der betroffenen Unternehmen und Brachen, wie auch der Politik zeigen, wie schwer es ist, professionell auf die Ängste der Bevölkerung und die sie noch anfeuernden Reaktionen einigen Skandal-Journalisten zu reagieren und den Schaden zu begrenzen.

Politische Krisen

Terroranschläge sind sicher eine kommunikative Herausforderung für die Gesellschaft und die Politik.
An ihnen lassen sich aber auch die Fehler in der Kommunikation, in der Medienarbeit und im Krisen-PR sehr gut darstellen.

So war z.B. die Medien-Reaktion, v.a. auch der öffentlich rechtlichen Medien auf den schrecklichen Anschlag eines einzelnen 18 jährigen Attentäters in München 2016, der für 12 Stunden eine ganze Stadt lahmlegte, ein gutes Beispiel für missglücktes Krisen-Management der Polizei und Politik.

Die Medien-Kampagnen und die medialen „Schlamm-Schlachten“ im amerikanischen Wahlkampf, die „Schmutzkampagnen“ des neuen amerikanischen Präsidenten lassen für die europäischen und deutschen Wahlkämpfe der Zukunft schlimmstes erwarten.

Auch das bisherige Versagen der politischen Parteien beim Umgang mit Fake-News, Populismus und Fremdenfeindlichkeit ist ein eindrucksvolles Beispiel für die Schwierigkeiten konventioneller Presse- und Medienarbeit der Parteien.

Die Rolle der Medien

Die ökonomische Situation der Massenmedien in der Bundesrepublik Deutschland hat sich in den letzten Jahren dramatisch verändert (K-P. Schmidt-GDeguelle, 2007). Viele Print-Medien kämpfen mit einem dramatischen Rückgang der Abonnenten und Anzeigen.
Auch die Konkurrenz mit Online-Publikationen führt zu einer immer schnelleren, v.a. auch Auflagen, Einschaltquoten und Klicks schielenden Berichterstattung.
Darunter leiden Qualität und kritische Berichterstattung.

Die Krise managen

Unternehmen und politische Parteien brauchen professionelle Instrumente und Organisationsformen zur:

  1. Prävention von vorhersehbaren Krisen
  2. kommunikative Routinen und einen Krisenstab für aktuell drohende Krisen
  3. eine Ad-hoc-Kommunikation in einer überraschenden Krise

Dazu sind ein Krisen-Team oder eine Task-Force als s.g. schnelle Eingreiftruppe oder „Frühwarnsystem“ zum Profiling, zur Teambildung, zum Aufbau von Instrumenten zum Krisen-Managemnet  und zur Implementierung von abgestimmten Maßnahmen notwendig.

Nur so lassen sich die immer häufiger werdenden Krisen im öffentlichen Raum und im Internet schnell und effektiv bekämpfen.

* T. Strätling, 2007