Der Beruf der Pflegekräfte ist seit Jahren in einer Dauerkrise:

  • schlechte Bezahlung
  • keine bundesweite Standes- / Berufsvertretung
  • schlechter Status
  • Schichtdienst
  • kein selbstverantwortliches Handeln
  • in vielen Abteilungen sind Pflegekräfte nur Befehlsempfängerinnen und Ausführende der ärztliche Anweisungen
  • viele berufsfremde Tätigkeiten
  • oft fehlende interdisziplinäre Zusammenarbeit der Berufsgruppen
  • zunehmende Anfeindungen von Patient*innen und Patienten
  • seit Jahren zunehmender Personalmangel
  • in vielen Pflegeheimen arbeiten inzwischen mehr berufsfremde als examinierte Pflegekräfte

Diese Liste liesse sich problemlos fortsetzen (Lit.).

Die Corona-Pandemie hat die Dauerkrise der Pflegekräfte für die gesamte bundesdeutsche Öffentlichkeit deutlich gemacht (LIt.).
Doch interessanterweise werden in den Medien und weiten Teilen der Politik ausschliesslich die zeitliche, organisatorische, emotionalen Belastungen und die schlechte Bezahlung thematisiert.

Doch den Mangel an Pflegekräften gibt es seit Jahren.
Schon 2017 schrieb die TKK, dass ausgebildete Pflegekräfte nur 8,4 Jahr in der Altenpflege und 13,4 Jahre in der Krankenpflege in ihrem erlernten Beruf bleiben.

Inzwischen überlegt etwa ein Drittel der Pflegekräfte, ihren Beruf aufzugeben. (BR24, 18.11.21).
Das ist alarmierend !

Aber die Probleme sind viel grundlegender

Die Ursachen dafür, dass Betten auf Intensivstationen wegen Personalmangel seit Jahren nicht betrieben werden können und sich immer mehr Pflegekräfte entscheiden, den Beruf aufzugeben, liegen woanders, wie eine Phoenix Runde am 19.12.21 eindrucksvoll belegt.

Unter dem Titel „Viel versprochen, wenig gehalten – Pflegekräfte am Limit“ diskutierte Nina Böhmer, Pflegekraft (und Autorin des Buches: „Euren Applaus könnt Ihr Euch sonst wohin stecken“), mit Prof. Uwe Janssen, Intensivmediziner, Janine Wissler, Vorsitzende Die Linke und Christine Aschenberg-Dugnus, gesundheitspolitische Sprecherin der FDP.

Nina Böhmer führte aus:

  • Wir brauchen eine Politik, die das Problem an der Wurzel anpackt
  • Wir brauchen natürlich mehr Personal
  • Aber das ganze System muss reformiert werden
  • Wir brauchen nachhaltige Änderungen m Gesundheitssystem
  • Und eine Änderung der Arbeitsbedingungen
  • Pflegekräfte werden immer wieder übergangen, nicht in Entscheidungen eingebunden

Prof. U. Janssen beschreibt die Versäumnisse der letzten 10 bis 15 Jahre.

„Die Privatisierung im GW hat dazu geführt, dass an Pflegekräften gespart wurde für die Erlösmaximierung“.
„Daseins-Fürsorge kann man nicht börsennotierten Unternehmen überlassen“.

Und die Lösungsversuche der alten Bundesregierung greifen zu kurz

Politische Versuche der letzten Jahre wie die Ausgliederung der Pflege aus dem DRG-System, die Finanzierung von neuen Stellen für Pflegekräfte durch die Krankenkassen haben das grundlegende Problem nicht gelöst.

Auf Details der Gesetze mit so wohlklingenden Namen wie Pflegepersonal-Stärkungsgesetz (PpSG, 2020) und Gesundheitsversorgungsweiterentwicklungsgesetz (GVWG vom 3.5.21) soll hier nicht weiter eingegangen werden.

Denn es geht nicht nur um die Finanzierung oder die Bezahlung, sondern darauf, dass immer mehr Pflegekräfte nicht mehr bereit sind, die zahlreichen Belastungen zu ertragen.
Es geht also darum den Pflegeberuf und die Arbeit im Krankenhaus wieder attraktiver zu machen.
Es geht um Wertschätzung, Motivation, Teilhabe an Entscheidungsprozessen, um Verbesserung der Arbeitszeiten und Arbeitssituation, um selbst- und eigenständige Arbeit im interdisziplinären Team.

Dass es bis heute keine einheitlichen Tarifverträge und keine eigene Berufs- / Standesvertretung gibt verschärft die  Problematik zusätzlich.

Nur wenn gleichzeitig die gesamtgesellschaftliche Problematik, die politische Vertretung, die Organisation in den Krankenhäusern und die Prozesse in den einzelnen Stationen kritisch angeschaut werden, sind Lösungen denkbar.

Coaching durch ein Experten-Team kann helfen

Hier kann Coaching durch ein Expertenteam bei der individuellen und organisatorischen Problemanalyse helfen.

Coaching kann helfen, Pflegekräften eine Stimme zu geben und sie dabei unterstützen, deutlicher und lauter ihre Anliegen vorzutragen.

Was meinen wir mit Experten?

Nur wer schon einmal als Pflegekraft im Krankenhaus, in der Altenpflege oder ambulanten Pflege gearbeitet hat, kann die Situation von Pflegekräften richtig einschätzen, die Belastungen nachvollziehen und den Betroffen helfen, eigene Lösungen zu finden.

Deswegen stellen wir Anfang 2022 ein Experten-Team zusammen aus:
– Pflegekräften, die Teams aufgebaut und unterstützt haben
– mit Ärztinnen und Ärzten mit jahrelanger Klinikerfahrung
– mit Personalleitungen, die schon neue Führungsansätze eingeführt haben

So kann Coaching bei Zukunfts-Entscheidungen helfen.

Denn es geht immer wieder um die Fragestellungen, ob die notwendigen Veränderungen in den Organisationen möglich sind und sich Organisationen und Prozesse ändern, oder ob sich Pflegekräfte entscheiden, den Beruf zu  wechseln.

So könnte die Krise als Chance für tiefgreifende Veränderungen genutzt werden.

Literatur:

  1. Böhmer, N.: Euren Applaus könnt Ihr Euch sonst wohin stecken, HarperCollins 2020.
  2. BR24
  3. JacobsK. et. al: Pflegereport 2021. Sicherstellung der Pflege. Bedarfslage und Angebotsstrukturen. Springer
  4. Phoenix Runde 19.12.21: abgerufen 12.12.21. https://bit.ly/3ebesBF
  5. Gutensohn, D.: Dass sich viele Pflegekräfte abwenden, liegt nicht an der Pandemie. Zeit-Online, 1.12.2021