Coaching für leitende Ärztinnen und Ärzte 

Als Ärztinnen und Ärzte sind wir Spezialisten für einzelne Patienten.
Je nach Fachrichtung und klinischer oder wissenschaftlicher Laufbahn haben wir Expertenwissen über Menschen, Krankheitsbilder und Therapiemethoden erworben.
Führungspositionen in Universitäten, Kliniken oder Praxen sind die logischen Karriereziele vieler Ärzte.

Doch als Führungskräfte stehen Ärzte vor ganz neuen Herausforderungen, auf die sie in Studium und Beruf wenig vorbereitet wurden:

  • Jetzt müssen Sie Mitarbeiter führen und eine Strategie für eine Personalentwicklung der eigenen Abteilung  Jetzt müssen sie Mitarbeiter einstellen, fördern und fordern. Das können sie und sollten sie nicht Personalchefs oder HR-Experten überlassen. Und die Leitung von meist interdisziplinären Teams ist anspruchsvoll. Meist reicht es nicht, den Führungsstil des ehemaligen Chefs oder Vorgängers zu kopieren.
  • Chefärzte müssen sich meist ohne Management-Erfahrung mit der Organisations-Entwicklung in der eigenen Abteilung oder Klinik beschäftigen.
  • Qualitäts-Management und MDK Prüfungen stellen ganz neue Herausforderungen dar und Abteilungsleiter und Chefärzte müssen sich entscheiden, welche Aufgaben sie in der eigenen Abteilung übernehmen und welche Sie an das Medizin-Controlling auslagern.
  • Der ökonomische Druck in vielen Kliniken und Abteilungen schafft ein Spannungsfeld für viele Kollegen in leitenden Positionen. Betriebswirtschaftliche Grundsätze haben aber bis heute keinen hohen Stellenwert in der ärztlichen Weiterbildung.
  • Der Konkurrenzdruck zwischen den Abteilungen und den Chefärzten untereinander soll gemanagt werden.

Leitende Ärzte* im Spagat zwischen Qualität und Wirtschaftlichkeit

Das DRG-System hat nicht nur die Organisation und die wirtschaftliche Situation der Kliniken, sondern auch die Medizin in den Kliniken grundlegend verändert.
Von den einen gefeiert, von anderen wird das DRG-System bis heute heftig kritisiert.

Einig sind sich alle Beteiligten über die grundlegenden Änderungen, die MDCs, Prozeduren, Dokumentationsaufwand und MDK-Prüfungen für die Kliniken bedeuten.

Auch die Klinikstrukturen haben sich einschneidend geändert: gab es in vielen Kliniken in den 80er und 90er Jahren noch dreigeteilte Leitungsstrukturen mit gleichberechtigten Geschäftsführungen, Ärztlichen Direktoren und Pflegedienstleitungen, haben in den letzten 10 Jahren in allen Kliniken, unabhängig von der Trägerschaft Ökonomen, Betriebswirtschaftler und Unternehmensberater die Leitungen übernommen.
Leitende Ärzte und Chefärzte berichten jetzt an Geschäftsführer.

Das hat Auswirkungen auf alle Kliniken in allen Abteilungen. Qualität und Wirtschaftlichkeit sind oft Gegensätze, die sich schwer vereinbaren lassen.

Zahlreiche Beispiele zeigen den Spagat, den leitende Ärzte immer wieder machen müssen, damit ihre Abteilung wirtschaftlich bleibt und gleichzeitig die Qualität aufrecht erhalten werden kann.

Auch die AWMF beschreibt in einer sehr fundierten Studie:

„Die „Ökonomisierung“ gefährdet die an den Bedürfnissen von Patientinnen und Patienten orientierte, evidenzbasierte Medizin, das Patientenwohl und die Versorgungsgerechtigkeit. Zudem belastet sie Ärztinnen und Ärzte, Pflegende sowie andere Berufsgruppen im Gesundheitswesen.“

Das belastet zusätzlich zu Anforderungen an Medizin, Organisation, Mitarbeiterführung, Zuweiser-Management, medizinischen Veröffentlichungen oder Vorträgen und Öffentlichkeitsarbeit für die eigene Abteilungen.

Aufgaben und Möglichkeit eines Coachings für leitende Ärzte*

Dieses Spannungsfeld, das hier nur kurz skizziert werden sollte, führt bei vielen Betroffenen Ärzten zu chronischem Stress, der, wie wir alle wissen, gesundheitsschädlich ist (Lit.).

Wenn leitende Ärzte merken, dass sie zunehmend angespannt und gereizt sind, wenn sie erste körperliche oder psychische Veränderungen oder Symptome bemerken, ist es Zeit für eine Ursachenanalyse und ggf. eine Beratung oder ein Coaching.

Denn es gibt zahlreiche Untersuchen, die die Gefahren von chronischem Stress belegen. Untersuchungen zeigen auch, dass Ärzte eine Hochrisikogruppe sind.
Deshalb ist es erstaunlich, dass Coaching bisher für leitende Ärzte in Führungspositionen kaum ein Thema ist.
Und es ist allerdings typisch für Ärzte, dass sie sich schwer tun, selbst eine Beratung oder Hilfe zu suchen.
Das führt immer wieder dazu, dass Ärzte in leitenden Positionen sich zu spät an Berater und Coaches wenden.
Zu Psychotherapeuten oder Psychosomatikern verirren sie sich meist überhaupt nicht und wenn, dann erst wenn schwere körperliche Beschwerden die Fortführung des Berufes gefährden.

Dabei hilft Coaching gleichzeitig zu Klärung, Konfliktlösung und Prävention.

Literatur:

  1. AWMF: Medizin und Ökonomie – Maßnahmen für eine wissenschaftlich begründete, patientenzentrierte und ressourcenbewußte Versorgung. Abgerufen: 25.12.21. https://bit.ly/3elO4FB